Kunstinteressierte, Freunde, Bekannte und Verwandte Hubbuchs im Graf-Eberstein-Schloss Gochsheim.
Kraichtal (kc).Es war eigentlich ein ganz normaler Werktagabend im November und doch machten sich Viele auf, um einer besonderen Geburtstagsfeier beizuwohnen. Die Stadt Kraichtal hatte eingeladen, dem großen Künstler Professor Karl Hubbuch zu gedenken.
So begrüßte Bürgermeister Hintermayer im Ebersteinsaal (Wechselausstellung anlässlich des Jubiläums) des Schlosses am Montag, 21. November, um 18 Uhr zahlreiche Gäste aus Neuenbürg, den anderen Kraichtaler Stadtteilen und von weit her. Leider konnte Hubbuchs Tochter Myriam aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Veranstaltung teilnehmen, freute sich aber sehr über die Anerkennung, die ihrem Vater zuteilwurde.
Traute Hubbuch-Pfefferle (Kunstlehrerin und „nur über sieben Ecken“ mit Hubbuch verwandt) führte die Besucher gekonnt in die Materie ein. Im ersten Obergeschoss konnten von Hubbuch bemalte Majolika-Kacheln bewundert werden, bevor es in die 2014 neu geschaffene „Kunstebene“ im zweiten Stock ging. Dort empfangen wurden die Kunstliebhaber von Jazz-Musik aus den 20er und 30er Jahren, perfekt inszeniert vom Dirigenten Matthias Böhringer am E-Piano.
„Hubbuch wollte der Gesellschaft immer einen Spiegel vorhalten“, so Traute Hubbuch-Pfefferle. „Die Augen hat er immer hervorgehoben, wahrscheinlich, weil auch er immer einen ‚messerscharfen Blick‘ hatte und überall einen Block und einen Stift dabei. Er beobachtete die Menschen in Alltagssituationen und konnte mit wenigen Strichen einem Gesicht seinen Ausdruck geben. „Die Hände der Eltern“ sind eines seiner ersten Werke der Kunstrichtung ‚Neue Sachlichkeit‘ und spiegeln das arbeitende Volk wider.
In Kriegszeiten malte Hubbuch Feldpostkarten aus Galizien und Mazedonien und kam immer wieder zurück nach Neuenbürg, um dort ‚aufgepäppelt‘ zu werden. Auf dem Land gab es meist was zu essen, es wurde geschlachtet und Hubbuch konnte dort zur Ruhe kommen“, weiß die Kunstpädagogin aus Erzählungen ihrer Vorfahren. Ob Hubbuch das Gemalte wirklich erlebt hatte, oder vieles nur in seiner Fantasie entstanden ist, bleibt wohl für immer ein Geheimnis.
Aus der „Dreigroschenoper“ (einem Theaterstück von Bertolt Brecht mit Musik von Kurt Weill) präsentierte Böhringer (Gesang und E-Piano) das Antikriegslied „Der Kanonensong“ und spätestens jetzt war jeder Gast in die damalige Zeit versetzt - mit den Bildern Hubbuchs vor Augen. Als neues Medium entdeckte Hubbuch in den 30er Jahren die Fotografie mit all ihren Möglichkeiten, er liebte auch Frankreich, was er mit seinen 40 Zeichnungen „La France“ unterstrich.
Zu den Jedermann-Spielen von Neuenbürg kamen pro Aufführung 3000 Besucher (insgesamt 30.000) in das 350-Seelen-Dorf und Hubbuch malte hierzu die Kulissenbilder. Das ganze Dorf war nach dem 2. Weltkrieg auf den Beinen, egal ob als Sänger, Kostümnäherin, Kulissenschieber oder sonst irgendwie. Dorflehrer Walter Weckenmann erkannte, dass die Kinder traumatisiert waren und eine Ablenkung nötig war und so wurden die Jedermann-Spiele 1947 (in heute Kraichtals kleinstem Stadtteil) ins Leben gerufen und in der Dorfmitte aufgeführt.
Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an alle Beteiligten, die zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben, allen voran Traute Hubbuch-Pfefferle, die sich bereit erklärte, die interessante und sehr persönliche Führung zu machen sowie Matthias Böhringer für die passende musikalische Untermalung des Abends.
Bei einem Gläschen Sekt klangen die Feierlichkeiten gemütlich aus und die Besucher konnten auch noch die Kunstwerke „Tiere in Tusche“, von den Drittklässlern der Kraichtaler Schulen gemalt, bestaunen.
Das Museum im Graf-Eberstein Schloss hat vor der Winterpause noch am kommenden Sonntag, 27.11.16, von 13-18 Uhr, geöffnet; dann wieder ab 5. Februar 2017, immer sonntags, von 13-18 Uhr.
Herzliche Einladung auch in die Städt. Galerie Fruchthalle nach Rastatt, in der noch bis 22. Januar 2017 (Öffnungszeiten: Donnerstag bis Samstag, 12 bis 17 Uhr, sowie an Sonn- und Feiertagen 11 bis 17 Uhr) die Ausstellung: Hubbuch narrativ zu sehen ist (mit Werken aus den Räumlichkeiten des Gochsheimer Schlosses).
BU1: Traute Hubbuch-Pfefferle bei der Sonderführung anlässlich des 125. Geburtstages von Karl Hubbuch.
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